Aktuelle Tipps: Soft Cell und ihr erstes neues Album seit 20 Jahren: Das sind die Musik-Highlights der Woche
Written by Roland on 7. Mai 2022
Halestorm, Arcade Fire und die 80er-Helden von Soft Cell, die erstmals seit 20 Jahren wieder ein neues Studioalbum veröffentlichen: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.
In den 80-ern gehörten Soft Cell zu den großen Stars der New-Wave-Szene, große Hits gab es später nicht mehr. 20 Jahre nach ihrem bislang letzten, kommerziell enttäuschenden Studioalbum kehren Marc Almond und David Ball jetzt noch einmal zurück. Der Titel ihrer Comeback-Platte: „Happiness Not Included“. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Halestorm und Arcade Fire.
„Bedsitter“, „Secret Life“, „Say Hello, Wave Goodbye“, natürlich auch das Gloria-Jones-Cover „Tainted Love“: Das waren die großen Highlights, als Soft Cell damals „Non-Stop Erotic Cabaret“ veröffentlichten. Ein Kult-Album, ein Schlüsselwerk der Synthpop-Ära, 41 Jahre alt inzwischen. Immerhin 20 Jahre ist es her, dass Marc Almond und David Ball ihr bislang letztes Studioalbum als Duo auf den Markt brachten, „Cruelty Without Beauty“. Kein Kult-Album, nur noch Platz 116 in den britischen Charts. Damals war eigentlich jeder sicher, dass es endgültig vorbei ist mit Soft Cell. Jetzt kehren Almond und Ball aber doch noch einmal zurück, allerdings ohne Glücks-Versprechen: Das neue Album heißt „Happiness Not Included“.
Ein Höhepunkt der neuen Platte: „Purple Zone“, eine Kollaboration mit den Pet Shop Boys, zu der auch ein Musikvideo mit Marc Almond im pinken Eiswagen gedreht wurde. Diese Bilder, diese Schlager-Synthie-Sounds, das bleibt hängen. Der Rest von „Happiness Not Included“ ist weniger spektakulär. David Balls minimalistische Keyboard-Tüfteleien wirken etwas aus der Zeit gefallen, und Marc Almond ist auch nicht mehr die Diva, die er einmal war – aber er gibt sich Mühe. Das Schöne an diesem Album findet man ohnehin nicht in einzelnen Melodien oder Gesangslinien, sondern im grundsätzlichen Ansatz: Soft Cell versuchen nicht, sich im Jahr 2022 irgendwie neu zu erfinden, und es ist ihnen nach wie vor völlig egal, was irgendjemand über sie denkt.
Halestorm – Back From The Dead
„Back From The Dead“, der Titel ist für ein Hardrock-Album nicht gerade originell. Völlig willkürlich haben ihn Halestorm und Frontfrau Lzzy Hale aber nicht gewählt. Vor dem Hintergrund der Pandemie und des damit verbundenen Quasi-Auftrittsverbots sei sie in eine „dunkle Lebensphase“ geraten, erklärt Hale in einem Presseschreiben zu Langspieler Nummer fünf. „Dieses Album erzählt die Geschichte, wie ich mich aus diesem Loch herausgearbeitet habe.“
Die elf neuen Songs handeln von „seelischer Gesundheit, Ausschweifung, Überleben, Erlösung, Wiederentdeckung“, so Hale, und davon, wie man „den Glauben an die Menschheit nicht verliert“. Existenzielle Themen, verarbeitet mit brachialem und in jedem Fall sehr lebhaftem Hardrock. „Back From The Dead“ lärmt und macht Spaß, zündet schon beim ersten Hören – ein echtes Brett. Tipp für Fans der Grammy-prämierten US-Band: Nach der bevorstehenden Amerika-Tour kommen Halestorm im November auch für vier Konzerte nach Deutschland (Hamburg, Berlin, München, Köln).
Arcade Fire – We
„We can make it if you don’t quit on me/I won’t quit on you“, singt William Butler in „The Lightning I, II“. Was sein jüngerer Bruder Win wohl bei den Aufnahmen zu dem Song gedacht hat? Ein bisschen schmerzhaft muss es schon gewesen sein. Win Butler jedenfalls hat Arcade Fire nach 20 Jahren verlassen, direkt nachdem die Arbeiten am neuen Album „We“ abgeschlossen waren. „Zeit für neue Dinge“, kommentierte er seinen Ausstieg bei Twitter, einen konkreten Anlass für seinen Abschied soll es nicht gegeben haben. So oder so: Auf „We“ hört man die Butler-Brüder zum letzten Mal als ein „Wir“.
Die Fans haben lange gewartet auf die neue Arcade-Fire-Platte, das letzte Studioalbum „Everything Now“ ist bereits fünf Jahre alt. Aber diese ganze Zeit ist dann eben auch wieder in hochwertigen alternativen Rock-Pop geflossen, den man nicht einfach so aus dem Boden stampft. „A day, a week, a month, a year/Every second brings me here“. Verträumt, sphärisch, mitreißend, diesmal allerdings wieder mit weniger Disco-Vibes als zuletzt: Vor allem diejenigen Fans, die mit den letzten Alben der Kanadier etwas fremdelten, werden große Freude an „We“ haben. Ein bittersüßes Indie-Highlight.
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